Frauen Krimis - Männer Thriller? - Der Krimiclub auf Spurensuche

Frauen Krimis Gibt es spezifische Frauenkrimis? Was unterscheiden diese von „normalen“ Krimis? Welche Rollen haben Frauen in Krimis und sind Frauen die besseren Autorinnen?

Diesen spannenden Fragen stellte sich der Krimiclub. Die Diskussion war äusserst vielseitig.

Frauenkrimi

Was ist denn nun ein Frauenkrimi? Ein Krimi, welcher von einer Autorin geschrieben wurde? Ein Krimi in welchem die Hauptfiguren Frauen sind? Ein Krimi in dem es um Haushalt und Kinderhüten geht?

Das Genre, wenn es den eins ist, lässt sich nicht so leicht abstecken. Was ist denn nun ein Frauenkrimi? Wir haben dazu einige Expertinnen aus dem Umfeld angefragt. Henny Hidden, eine sehr erfolgreiche Bloggerin im Bereich des Frauenenkrimis (http://frauenkrimis.net) und Mitglied bei den Mörderischen Schwestern meint dazu:

Diskussionen hierzu tauchen immer wieder im Netz auf, aber auf eine eindeutige Antwort konnte sich niemand bei diesem Reizthema einigen. Gerade bei SchriftstellerInnen tauchen oft Animositäten auf. Während Männer eher meinen, dass ihre Kolleginnen die gleiche Chance besitzen, zu veröffentlichen, betonen Frauen eher, dass sie gleichberechtigt neben den Männern stehen (wollen) und sich daher jede Kategorisierung verbietet, weil jedwede Schubladen ihre Chancen verringern. Alle schrieben schließlich Kriminalliteratur und überhaupt klinge das Label „Frauenkrimis“ abwertend. Autorinnen müssen aus der Stellung der Frau, die sich ja meistens im Beruf und in anderen Beziehungszusammenhängen in einer größeren Abhängigkeit von männlichen Entscheidern befinden, ihre Bücher konzipieren. Daraus ergibt sich für mich der entscheidende Unterschied, wenn wir von Frauenkrimis reden. 1)

Lena Blaudenz Autorin von „Spiegelreflex“ äusserst sich in einem Interview wie folgt dazu:

Ich musste auch schon immer lachen, wenn man von mir sagte, dass ich „für eine Frau“ doch recht gross bin. Das sind Vorstellungen, die antiquiert anmuten. Was soll denn weibliche Tradition bloss bedeuten, doch nicht etwa die Zuständigkeit für die Gefühlswelt? Ist fraulich demnach emotionstriefend, ausufernd und humorfrei?2)

Männer Thriller Im Gegensatz dazu kann man fragen, was ist ein typischer Männerkrimi? Geht es nur um den Anteil exzessiver Gewaltdarstellung? Gibt es feminine Krimis, beziehungsweise maskuline Krimis, unabhängig vom Geschlecht des Autors? Immer mehr Autorinnen schreiben Hardcore Thriller wie z.B. Mo Hayder, Karin Slaughter und andere. Dazu nochmal Henny Hidden:

In einer Gesellschaft, die sich in vielen Beziehungen und Strukturen auch gewalttätig zeigt, wäre es unangemessen, bei einer Kriminalgeschichte, die sich ja mit einem äußerst zugespitzten Konflikt befasst, die Gewalt außen vor zu lassen. Trotzdem muss man wissen, dass die Leserschaft, die nun mal zu grossen Teilen jung und weiblich ist, gespalten ist. Ein Teil wünscht sich Rätselkrimis, die ohne Gewalt und mit einem schönen Happyend daherkommen und ein anderer Teil mag gern, wie ich erstaunt in den Krimiforen bemerkt habe, gewalttätige Szenen, in denen (grösstenteils weibliche) Opfer erniedrigt und massakriert werden. Wahrscheinlich spielen da auch Kompensationsmechanismen eine Rolle. 1)

Verlage scheinen den Bereich „Frauenkrimi“ tatsächlich als Potential für sich entdeckt zu haben. In den meisten Verlagen und Buchhandlungen ist die Nische Frauenkrimis vorhanden. Tatsache ist, Autorinnen haben sich etabliert, und haben teilweise gar Überhang. Kommt dies auch daher dass der Leserinnenanteil überwiegt? Die Tendenz ist auch in der Krimireihe Tatort zu erkennen. Dort agieren nicht selten Frauen in den Hauptrollen (Bibi Fellner, Anna Janneke oder Charlotte Lindholm). >> ganz neu auch Heike Makatsch….

Lesen Sie dazu auch unser Interview mit Else Laudan, Verlegerin der Adriane Krimireihe, sowie weitere Beiträge zum Thema:

1)Henny Hidden, Mail-Korrespondenz mit dem Henny Hidden

2) Aus dem Nachwort des Romans „Spiegelreflex“ Unionsverlag von Lena Blaudenz

Buchempfehlungen vom Henny Hidden

Hakan Nesser	Am Abend des Mordes Eine Frau mit dem Übernamen “Schlachterin von Klein-Burma" erledigt angeblich zwei Manner... Zitat "sie empfindet nichts als tiefe Befriedigung" - soweit ihre Gefiihlslage. Nur wurde das erste männliche Opfer nicht von ihr getötet.
Ingrid Noll	Die Apothekerin Hier vergiftet eine Frau einen alten Mann, den sie dann beerbt. Ihre Gefühle zum Mord sind auch nicht sehr heftig. Schliesslich hat sie eigentlich nur Beihilfe geleistet…
Esther Pauchard	Jenseits der Couch Der scheinbar um seine Frau Besorgte entpuppt sich ais raffinierter Mörder. Er schafft es, seine Frau als Suizidopfer darzustellen. Die Stieftochter gerät auch unter seine Macht. Als Zuhalter und mit Hilfe von KO-Tropfen nutzt er sie aus.
Karnin Slaugther	Cop Town 1974 Atlanta, Copkiller, Machos, schwarze Zuhälter, Rassismus, und eine Polizistin die als Neuling erstmal gehänselt und gedemütigt wird. Grandiose Emanzipationsgeschichte über gebrochene Tabus.