Mo Hayder
Biografie
Mo Hayder wurde 1962 in Essex geboren, verliess mit 15 ihr Zuhause, um in London das Abenteuer zu suchen, und hat später viele Jahre im Ausland verbracht. Sie arbeitete in Bars und Kneipen, heiratete, zog mit 25 nach Japan und jobbte zwei Jahre in Tokio, wo sie auch für englische Zeitungen schrieb. Später bereiste sie weite Teile Asiens und absolvierte anschließend ein Studium an der Filmhochschule in Los Angeles.
Mo Hayder lebt heute als freie Schriftstellerin mit ihrer Tochter in Bath (England).
Hintergrund
Ihre Figuren stammen mehrheitlich aus dem Alltag, den sie als 16-jährige Aussteigerin in London erlebt hatte. Durch ihren damaligen Freund, ein Strassenmusikant, lernte sie die Gestalten am Rande der Gesellschaft kennen: Prostituierte, Arbeitslose, Drogenhändler, alles Gesichter die später in „Der Vogelmann“ wieder auftauchen. Das prägendste Ereignis damals in Paddington, war ein grausamer Mord an einem ihrer Bekannten. Dieses Erlebnis sollte sie aber erst später wieder einholen.
Sie verliess danach England abrupt Richtung Tokyo. Dort schlug sie sich mit Texten für eine englisch sprachige Kolumne durch. Dabei entwickelte sie eine rege Phantasie, und nahm es mit der Wahrheit nicht immer so genau. Dies hatte jedoch keine Konsequenzen, da eh fast niemand Englisch las. Dies war sozusagen der Grundstein für ihre Schriftsteller Laufbahn.
Anschliessend jobbte sie als Hostess (Geisha) in einem Nachtclub(!). In diesem durchlitt sie ein zweites Trauma. Eine andere Hostess wurde überfallen und vergewaltigt. Sie stürzte sich daraufhin in ihre Arbeit und hatte bald keine Freunde mehr. Der Mord von Paddington kam wieder zurück. Von diesem Tag an hatte sie ihre Obsession gefunden. Sie beschäftigte sich von nun an manisch mit dem Thema der Männergewalt gegen Frauen. Für sie wurde es zum Zwang über die Abgründe der Gesellschaft zu schreiben.
Nach Reisen durch Asien ging sie nach Los Angeles an eine Filmhochschule. Sie produzierte eine Reihe von Filmen mit Knetfiguren (ähnlich wie „Wallace und Gromit“). Die meisten dieser Trickfilme endeten in einem Blutbad(!). Überraschenderweise hatte sie damit Erfolg und gewann einige Preise. Danach kehrte sie nach London zurück.
Dort arbeitete sie im Sicherheitsdienst und schrieb nebenbei „Der Vogelmann“. Der Roman wurde über Nacht zu einem Erfolg.
Einst sagte sie in einem Interview, die Serie um Jack Caffrey sei mit den zwei Büchern „Der Vogelmann“ und „Die Behandlung“ abgeschlossen. Ihr Interesse an dieser Figur sei ausgereizt. Trotzdem wurden es dennoch sieben Bände. Im letzten „Wolf“ wird jedoch ein Ende der Serie angedeutet.
Für ihren Roman „Tokyo“ kehrte sie nach Japan zurück. Dadurch kamen ihr die Erinnerungen an die damalige Zeit wieder hoch. In Japan, sagt sie, hätte sie das wahre Gesicht der Gewalt kennen gelernt.
Interviewausschnitt mit Michaela Pelz (Februar 2000)1)
Mo: Als ich mit dem Buch (Der Vogelmann Anm. Red) angefangen habe, wollte ich etwas schreiben, was ich persönlich gerne lesen würde. In gewisser Weise habe ich also für mich selbst geschrieben - allerdings nicht mit der Absicht, meine Albträume, meine Ängste loszuwerden. Als meine Mutter das Buch las, wollte sie dann erst mal eine Woche lang nicht mit mir reden. Danach war das erste was sie sagte: "Kind, bin ich schuld? Habe ich irgendetwas falsch gemacht? Als Du klein warst, habe ich doch immer, versucht, Dir nur schöne Dinge zu zeigen?!"
Worauf ich antwortete: "Vielleicht ist das ja der Grund, dass ich mich so für die hässlichen Sachen interessiere."
Ich denke man sollte dem Leser nicht immer das geben, was der Leser haben möchte. Eine kleine Anekdote dazu: Bevor der Verlag mit dem Manuskript in Druck ging, herrschte ziemliche Uneinigkeit darüber, ob wir den "Guten" leben lassen sollten oder nicht. Ich persönlich wollte ihn von Anfang an umbringen, das machte ich auch sehr deutlich. Andere hingegen fanden diese Haltung zu hart. Also wurde abgestimmt. Das Ergebnis war 50:50 - also liessen sie mich am Ende doch entscheiden.
1)Michaela Petz Krimi-Forum.de
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