Fahrenheit 451

Fahrenheit 451 (ca. 233°C) ist die Temperatur bei welchem Papier zu brennen beginnt.

Als Ray Bradbury den Roman 1953 eine Schreibstube für 10 Cent die halbe Stunde mietete und "Fahrenheit 451" schrieb, hat er sich nicht erträumen lassen, welchen Erfolg das Werk einst haben wird. Es wurde zum Klassiker und erschien in diversen Abwandlungen (Oper, Comix, Theater, Film).

Das Buch

Ray Bradbury - Fahrenheit 451Ray Bradbury - Fahrenheit 451Um was geht es? In einer nicht allzu fernen Zukunft wird das gemeine Volk von einem totalitären Staat unter Kontrolle gehalten. Bücher sind verboten. Sie könnten zu einem freien Denken anregen welches das Regime gefährdet. Deshalb werden Bücher verbrannt. Diese Aufgabe übernimmt die Feuerwehr. Im Zentrum der Erzählung steht der Feuerwehrmann Guy Montag. Er begegnet eines Abends dem Nachbarsmädchen Clarisse McClellan. Sie ist ein Freigeist und philosophiert mit Montag über das Leben, was bei ihm einige Zweifel über seinen Beruf auslöst. Doch ist Montag längst schon von Büchern fasziniert. Heimlich rettet er einige Exemplare und liest darin. Davon ahnt seine Frau Mildred nichts. Sie ist dem Konsum ihrer Fernsehwände verfallen. Dort läuft Tag und Nacht eine Serie über die "Verwandtschaft". Abgestumpft lebt sie in den Tag hinein. Wie so viele leidet sie an Schlafstörungen und nimmt Schlafmittel. Derweilen herrscht draussen in der realen Welt beinahe Krieg. Kriegsflugzeuge donnern immer wieder über ihr Haus und stellen eine stetige Bedrohung dar.

Das entscheidende Erlebnis für Guy Montag ist, als sich eine alte Frau weigert ihr Haus zu verlassen und zusammen mit ihren illegalen Büchern verbrannt wird. Er überlegt welche Macht in diesen Büchern sein muss, dass man sich sogar dafür opfert. Guy meldet sich daraufhin krank und bleibt Zuhause. Dort besucht ihn sein Chef Beatty. Dieser ahnt längst dass Guy droht abgängig zu werden. Beatty hält ihm deshalb eine Moralpredigt und verteidigt ihre Arbeit.

Ein Buch im Hause nebenan ist wie eine scharf geladene Waffe… Wer weiss, wen sich der Belesene als Zielscheibe aussuchen könnte! [Beatty]

Doch es ist zu spät. Montag ist längst den Büchern verfallen. Verzweifelt versucht er seine Frau und ihre Freunde davon zu überzeugen.

Vielleicht helfen die Bücher uns halbwegs aus dem Dunkel. Sie könnten verhindern, dass wir immer wieder dieselben unsinnigen Fehler machen.[Montag]

Montags Monolog fruchtet nicht, im Gegenteil, er wird verraten und muss fliehen. Zu Hilfe kommt ihm dabei ein ehemaliger Lehrer namens Faber, welchen er einst in einem Park traf und beim Lesen erwischte. Montags Flucht wird zur medialen Hetzjagd. Er flieht über einen Fluss und begegnet auf der anderen Flussseite einer Gruppe Intellektueller welche im Untergrund leben. Mit Ihnen kann er zum ersten Mal frei über Bücher sprechen.

Zum ersten Mal wurde mir klar, dass hinter jedem Buch ein Mensch steht. [Montag]

Die Gruppe hat sich zur Aufgabe gemacht Bücher im Kopf zu speichern und für die Nachwelt zu erhalten. Granger, ihr Anführer, meint dazu: Schliesslich sind wir nichts anderes als Schutzumschläge für Bücher. [Granger]

Das Buch endet damit, dass der Krieg ausbricht und die Stadt bombardiert wird. Die Gruppe um Granger und Montag kehrt zurück in die Stadt mit der Hoffnung etwas für die Zukunft beitragen zu können. Ob sie tatsächlich was bewirken bleibt jedoch fraglich.

….Vielleicht wird das, was wir mit uns herum schleppen, eines Tages jemandem etwas nützen. Aber auch damals, als wir die Bücher noch zur Hand hatten, machten wir keinen Gebrauch davon. [Granger]

Vision und Wirklichkeit

Ray Bradbury - Fahrenheit 451Es ist beängstigend wie sehr Bradburys düstere Vision der Zukunft Realität geworden ist. Sie wurde gar noch überboten. Die Verblödungsindustrie hat längst ungeahnte Tiefen erreicht. Neben "Big Brother" und "Dschungelcamp" ist mit "Naked Survial" und "Adam sucht Eva" nochmals eine Grenze unterschritten worden, nämlich die der Gürtellinie.

Während Mildred noch eine aktive Interaktion mit ihrer "Verwandtschaft" hat, so beschränkt sich das heutige TV-Verhalten auf passives Konsumieren. Diese Art des interaktiven Fernsehens hat den Durchbruch nicht geschafft. Man findet es noch einzig bei E-Voting, elektronischem Einkauf und gegebenfalls noch beim e-Learning.

Betrachtet man die politische Situation ist es nicht besser. Rechtspopulismus, totalitäre Staaten, Zensur und der kalte Krieg (Nordkorea) sind so aktuell wie immer. Die Umweltproblematik ist grösser.

Haben wir denn gar nichts aus den Büchern (Geschichte) gelernt?

Es bleibt zu hoffen, dass dies ein letztes Aufbäumen alter Strukturen ist und die Zukunft in 65 Jahren anders aussieht.

Viel Vergnügen beim Stöbern !