Japan Krimis
Unseren "Japan" Krimiabend gestalteten wir stillgerecht mit einer traditionellen japanischen Teezeremonie. Dazu degustieren wir verschiedene japanische Tees. Wie eine solche Zeromonie stattfindet, entnahmen wir dem Buch „Satori“ von Dan Winslow, erstes Kapitel.
Für Menschen aus Europa und Amerika mit ihrer westlichen Kultur und dem westlichen Denken ist es nicht einfach, die japanische Kultur und Denkweise zu verstehen. Für das grössere Verständnis dieser uns fremden Kultur hören wir verschiedene Abschnitte aus dem Buch „Mokusei“ von Cees Nooteboom, Auszüge von Gesprächen zwischen zwei Westlern, die um eine Annäherung an diese Andersartigkeit ringen.
Wie hat sich der japanische Krimi entwickelt?
Japanische Literaturwissenschaftler sehen in den Geschichten, die von Streitfällen und klugen Urteilen detektivisch begabter Richter erzählen, schon ab dem 17. Jahrhundert Vorläufer der Kriminalromane. Doch erst in der Meiji-Zeit (1868 – 1912) entwickelte sich unter westlichem Einfluss der eigentliche Krimi in Japan.
Als Vater des Kriminalromans gilt HIRAI Taro (1894 – 1965), besser bekannt unter seinem Schriftstellernamen EDOGAWA Ranpo, den er in Bewunderung für Edgar Allan Poe wählte. Im Japanischen wird der Name Edgar Allan Poe als Edoga Aran Po wiedergegeben. Ihm zu Ehren wird alljährlich der Edogawa-Ranpo-Preis für Kriminalliteratur verliehen.
Im Japanischen fallen Krimis in die grosse und viel gelesene Rubrik der „mystery stories“, zu denen auch Fantastisches, Gruseliges und Science Fiction gehören können. Die Grenzen sind fliessend. Einige Science-Fiction-Autoren schreiben auch Krimis und umgekehrt.
In den 1930er Jahren versuchte Koga Saburo – ein Krimiautor, -forscher und -kritiker – den „reinen oder authentischen“ Detektivroman in der Tradition von Poe und Conan Doyle von den Kriminalromanen abzugrenzen, deren Verbrechen auf krankhafte oder veränderte Persönlichkeitszustände zurückzuführen sind. Er führte auch die Bezeichnung „honkaku“ ein, was für authentischer oder klassischer Detektivroman steht und auch eine gewisse Logik aufweist, die für den westlichen Krimi charakteristisch ist. Auf der andern Seite prägte er den Begriff „henkaku“, der der für Krimis steht, die eher phantastische und gruselige Elemente und auch einen gewissen Mangel an Logik (zumindest in unserem westlichen Denken) aufweisen. So steht also im klassischen Krimi (honkaku) das Spiel der intellektuellen Auseinandersetzung des Lesers mit den Detektiven im Vordergrund, während im mystery-Krimi (henkaku) Aspekte von Persönlichkeiten, der Gesellschaft und der Kulturkritik Vorrang haben. In den henkaku-Krimis sind die erwähnten neuen Aspekte durchaus ernst zu nehmende Faktoren, die das Genre enorm bereichern.
Klassischen Krimis
Keigo Higashino, Verdächtige Geliebte, 2005, Deutsch 2012
Sujata Massey, Der Brautkimono, 2001, Deutsch 2004
Beispiele zu Mystery-Krimis
Masako Togawa, Der Hauptschlüssel, 1962, Deutsch 2004
Masako Togawa, Trübe Wasser in Tokio, 1976, Deutsch 2003
Miyabe Miyuki, Feuerwagen, 1997, Deutsch 2012
Kirino Natsuo, Die Umarmung des Todes, 1997
Warum man japanische Krimis lesen sollte
Der Kriminalroman in all seinen Varianten bietet einen besonderen Zugang zur japanischen Gesellschaft. Neben guter Unterhaltung bieten viele Krimis die Möglichkeit einer tiefergehenden Auseinandersetzung mit einer fremden Kultur. Vor allem bietet die Lektüre japanischer Krimis auch die Möglichkeit, die westlichen, vor allem ästhetisch verhafteten, Vorstellungen zu überdenken. Interessant ist auch, dass es – in deutscher Übersetzung – viel mehr japanische Krimiautorinnen als Autoren gibt. Was japanische Krimis auch noch zu einer speziellen Herausforderung macht, ist die ganz andersartige Brutalität, die viele Krimis aus Japan „auszeichnet“.
Links
Die obgenannten Beispiele sind nur die Bücher, die selber gelesen und an unserm Clubabend vorgestellt wurden. Für weitere Informationen über japanische Autoren und Inhaltsangaben der Bücher siehe folgende Websites:
Japanische Literatur - Kriminalromane
www.krimi-couch.de - Krimis aus Asien