Kulinarische Krimis

Ausgelöffelt, letale Buchstabensuppe für kulinarische Feinkostleser

Spätestens seit uns Thomas Lieven, die Hauptfigur in Johannes Mario Simmels Klassiker "Es muss nicht immer Kaviar sein", mit seinen kulinarischen Vorlieben betört hat, wissen wir, dass Essen und Trinken sehr wohl eine wichtige Rolle in einem Krimi spielen kann.

Die Vielfalt diesbezüglich ist zwischenzeitlich recht gross geworden. Qui Xiaolong erquickte uns einst mit exotischen Gaumenfreuden. Unvergesslich wie Inspektor Chen einen Verdächtigen gleich lang zappeln lässt, wie die (noch lebendige) Schildkröte in der Suppe. Diese asiatischen Extrapoliertheiten mit Entenblutsuppe und Schlangenfleischspiesschen lassen wir aber lieber bei Seite und widmen uns den Europäischen Krimiköstlichkeiten. Denn der alte Kontinent scheint die Hochburg der kulinarischen Krimis zu sein.

Der Feinschmecker

Schwarze DiamantenKommissar Bruno ist der Feinschmecker in der Branche. Der Schotte Martin Walker beschreibt diesen französischen, jedoch europafeindlichen, Chef de police mit Akribie. Unglaublich zahlreich sind die Gerichte welche in seinen Romanen aufgetischt werden. Seine Menüs sind auserlesen, wie auch die Zutaten aus denen sie hergestellt werden. Vom Markt bis in die Küche wird deren Weg beschrieben. Mitunter gar die Zubereitung.

Walkers Bücher drehen sich immer ums kulinarische Wohl. Mal ist der Wein, im Roman "Gand Cru", mal der Trüffel, in "Schwarze Diamanten" im Zentrum der Handlung. Dabei verknüpft er geschickt historische Ereignisse und kriminalistische Ermittlungsarbeit. Das Ganze wird umgarnt von einem Abbild der historischen und malerischen Gegend um Périgord. Der einstige Politjournalist hat dort seine Erfüllung gefunden.

Der Weinkenner

Bitterer ChiantiPaul Grote hat sich dem Wein verschrieben. So tragen doch alle seine Bücher önologische Titel wie z.B. "Verschwörung beim Heurigen", oder "Sein letzter Burgunder". Der Titel ist dann auch Programm. Er entführt den Leser in die weite Welt des gegorenen Saftes. Dabei agieren sehr unterschiedliche Hauptfiguren.

In "Bitterer Chianti" schickt er den Fotografen Martin auf Verbrecherjagd. Eigentlich sollte dieser schöne Weingüter fotografieren, doch da verschwindet ein Winzer, und ein Gutshaus fällt gar einem Feuerteufel zum Opfer. So wird der Fotograf zum Kommissar und bleibt den Verbrechern auf der Spur.

Fooddesign und Nahrungsexperten

TeufelsfruchtTom Hildebrands Hauptfigur Koch Xavier Kieffer führt uns in ganz andere Gefilde. Im Roman "Teufelsfrucht" macht er sich auf die Suche nach dem ultimativen Geschmack, der Essenz welche Glück verheisst, der Nektar der uns das Leben versüsst.

Hildebrands Krimis sind ein Blick hinter die Kulissen der Nahrungsmittelindustrie. Die Massentierhaltung, der Convenience Food und die künstlichen Geschmackstoffe. Koch Kieffer gibt da Gegengewicht und schwört auf authentische Küche und Slowfood. Danebst gilt es noch einen kniffligen Fall zu lösen. Eine doppelte Köstlichkeit.

Noch schärfer nimmt Hans Ulrich Grimm die Nahrungsmittelbranche ins Visier. Sein Buch „Vom Verzehr wird abgeraten“ ist eine Anklage gegen unsere Essgewohnheiten. Der Nahrungskritiker gibt in diesem Sachbuch vertiefte Einblicke in die Nahrungsindustrie und deren Tricks. Was man im Buch über die Machenschaften dieser Essens Hersteller erfährt, lässt einem mehr schaudern als mancher Mord in einem Krimi.

Land und Leute

Der Oktober Verlag schlägt mit seiner Serie „Mord mit Nachschlag“ einen eigenen genüsslichen Weg ein. Die Serie, momentan bei Band 14 angekommen, beinhaltet Geschichten und im Anhang Rezepte aus der Gegend, oder Zeit in denen die Handlung spielt. Die Regionalkrimis, welche nicht zwingend in kulinarischen Bereich spielen, werden am Ende jedes Bandes mit Rezepten aus der jeweiligen Gegend untermalt.

Viel Vergnügen beim Stöbern !