Tierkrimis
2007 kam der Schafskrimi "Glennkill" heraus und wurde sofort ein Riesenerfolg. Die Schafherde versucht den Tod des Schäfers George Glenn zu verstehen. Bald stellt sich heraus, dass es sich um einen Glenn"kill" handelt. Die Schafe werden genau charakterisiert. Sie heissen z.B. Mopple the Whale, der Gedächtniswidder. Oder Miss Maple, weil sie vielleicht das klügste Schaf der Welt ist.
Leonie Swann - Glennkill
Das Buch hat ein ansprechendes Cover, das mich gleich neugierig machte und zum Kauf ermunterte. Eine ideale Ferienlektüre, so stellte sich bald heraus.
"Othello ärgerte sich. Das Loch war kein Problem gewesen, ... sobald man sich einmal hineingetraut hatte....Die Probleme stecken immer im Kopf, flüsterte die Stimme. Jetzt durchforstete Othello seinen Kopf so sorgfältig, wie es nur ein wiederkäuendes Schaf kann.... Und jetzt kam noch dieses Gebrüll dazu. Es war nicht nahe genug, um Othello wirklich zu beunruhigen, aber es war laut und nervtötend."
Leonie Swann (Pseudonym) versucht mit Erfolg, die Geschichte aus der Perspektive einiger sehr individueller Schafe zu schreiben.
Othello
Othello zum Beispiel ist ein schwarzer Widder, der früher in einem Zirkus lebte. Er besitzt vier Hörner. In der kleinen Geschichte oben hört Othello ein Gebrüll. Das kommt von einem verletzten Metzger, der Othello einfangen wollte und im Zweikampf über die Klippen hinunter auf den Strand gestürzt ist. Othello wendet sich ab von dem Gebrüll.
Tierperspektive
Die Tierperspektive ermöglicht es der Schriftstellerin, Handlungstempo weg zu nehmen und sich in den Schafen zu verlieren. Die Schafe zwingen sich immer wieder zur Konzentration und zum Grasen, was ihre wichtigste Arbeit ist. Obwohl auch Unglaubliches passiert, gehen die Tiere im Weidetempo weiter, also sehr langsam. Schliesslich sind es Schafe, einige davon recht kluge sogar. Auch denen tut es gut, sich zu besinnen - aufs Grasen.
Cloud
Auch Cloud, das wolligste Schaf der Herde - das sich seiner Wolle bewusst ist - gefällt mir. Es kommt auch vor, dass eines der Schafe nur so tut als ob es ein Büschel Gras im Maul hätte. Oder dann widerkäut es, um sich keine Blösse zu geben.
Leonie Swann hat mit dem 2. Buch von den Schafen, dem "Garou" die Geschichte weitergeführt. Wie so oft, ist "Garou" etwas weniger spritzig als "Glenkill".
Moritz Matthies - Ausgefressen
Andere Charaktere beschreibt der Erdmännchen-Krimi von Moritz Matthies, "Ausgefressen". Die drei Brüder Ray, Rufus und Rocky gehören zu einem grossen Erdmännchen-Clan in einem Zoo. Der eine ist schnell, der andere hat ein Talent zum Detektiv und der dritte kann lesen. In dem Krimi geht es um alles Mögliche, auch um Liebe.
Ray
Die tierischen Gedanken, die sich Ray macht, sind teenagerhaft - er möchte dem Chinchillafräulein Elsa und Giaccomo, dem "blasierten Italo-Schwabbelchinchilla" zu ihrem jungen Liebesglück gratulieren und gleichzeitig könnte er den letzte Rest Galle herauswürgen, der ihm geblieben ist.
Mir kommt es ein bisschen zu menschlich vor, wie sich die Erdmännchen benehmen. Die Schafe von Glennkill haben eine gewisse Würde in ihren oft langsamen Gedanken... Die Erdmänner hingegen denken sehr modern, wie Schüler kommen sie mir vor.
Phil
Die Krimistory ist etwas verworren, der Ich-Erzähler Ray hilft dem Privatdetektiv Phil (der den erdmännischen Dialekt versteht), beim Ermitteln im Fall der Leiche des Lebensgefährten der schönen Eisverkäuferin Beatrice. Phil bezahlt die Dienste der drei Erdmänner Ray, Rufu und Rocky mit Tupperware-Dosen voller Spinnen, Larven, Tausendfüssler usw., sogar Mäuse gibt's in der grossen Dose mit den Löchern (handelt sich um eine Freshbox, Anm.d.R.). Phil fehlt der Geruchssinn von Ray. Nämlich: Phil riecht, was die Menschen immer riechen: nichts.
Und ja:
Die Erdmännchen müssen sich ab und zu ihre Eier kraulen.
Also:
Auch dieses Buch ist amüsant zu lesen. Es gibt weitere Erdmännchen-Bücher von Moritz Matthies (Pseudonym), z.B. "Voll Speed".
Das letzte Büschel Gras...
Zum Schluss: bei Tierkrimis ist das letzte Büschel Gras sicher noch nicht gefressen! Weitere Entdeckungen dürfen erwartet werden.