Australien

Das riesige Land, dieser einzigartige Kontinent...

... ist auch in Sachen Krimis riesig und einzigartig.

Australien

Arthur W. Upfield

Das Fundament aller heutigen Australien-Krimis scheinen immer noch die Kriminalromane von Arthur W. Upfield zu sein, der mit seinem Inspektor Napoleon Bonaparte eine unverwechselbare Gestalt geschaffen hat. Bonaparte, der sich von allen am liebsten „Bony“ nennen lässt, hat einen weissen Vater und eine Aboriginee-Mutter. Er ist die ideale Person, um in beiden Kulturen ermitteln und mitunter auch vermitteln zu können. Stolz aber auch charmant kann er von sich behaupten, dass er die Vorzüge beider Kulturen in sich vereinigt und deshalb auch noch nie einen Fall nicht aufklären konnte. Der Autor, Arthur W. Upfield lässt seinen Inspektor denn auch immer Fälle lösen, in denen die Polizei bisher versagt hat und nun einen Sonderermittler braucht. Oft trifft Bony erst bis zu einem Jahr nach der Tat am Tatort ein und sucht im Outback nach Spuren. Upfield führt den Leser und die Leserin auf diese Weise in 29 Fällen praktisch in alle Ecken Australiens, in Wüsten und Höhlen, an ausgetrocknete Seen und reissend anschwellende Flüsse und natürlich auch ans Meer. Upfield, der 1890 in England geboren wurde, kam mit 20 Jahren nach Australien, wo er 1964 in New South Wales starb. Zwischen 1929 und 1966 erschienen seine Krimis, vornehmlich aus der Welt riesiger Schaffarmen in den Weiten Australiens (seit 2005 knüpft der Schweizer Autor Alex Winter mit seinen Krimis an Bonys Welt des Outback und der Aboriginees an).

Gary Disher

Sehr kontrastreich dazu, aber auf andere Weise genau so gelungen, stehen die Kriminalromane Gary Dishers für das moderne Australien, für das grossstädtische Australien, für die Abgründe der Gegenwart. Die Motive für die Morde in der Hal-Challis-Reihe ergeben sich hier aus der Welt Waterloos bei Melbourne: Alkoholexzesse bei Jugendlichen, Drogen, ökologisch brisante Themen, Reichtum und Armut nebeneinander, häusliche Gewalt, korrupte Polizei mit Machomethoden. Gary Disher schreibt äusserst präzise und schildert ein Land, das hinter den Tourismusplakaten riesige gesellschaftliche Fragen zu lösen hat.

In der Wyatt-Reihe orientiert Disher, der übrigens auch ein glänzender Kinderbuchautor ist, seine Krimis nicht an einem Polizisten oder einem Detective, sondern am Gauner Wyatt. Mit diesem gelangen die Lesenden definitiv in die Unterwelt Australiens, die Welt des organisierten Verbrechens.

Susan Geason

Ferner gibt es v.a. noch Susan Geason zu nennen, die heute in Sydney lebt und auch dort ihre Krimis ansiedelt. Passen zum Ortsnamen schickt sie einen Privatdetektiv namens Syd Fish ins Rennen als Privatdetektiv. Syd Fish, eine mehr oder weniger verkrachte Existenz (gescheiterter Journalist und gefeuerter Regierungsberater) ist wahrlich der „shaved fish“ (so der Originaltitel von „Fish im Trüben“. Mit ihm entdecken die LeserInnen v.a. die Stadt Sydney, etwas abseits der normalen Touristenwege, aber vielleicht gerade deshalb umso lohnender.

Fazit

Australien bietet nicht die Fülle an Autoren und Autorinnen wie Schweden, Grossbritannien, Deutschland u.a., aber einige herausragende Perlen.

 

Viel Vergnügen beim Stöbern !