Tatort Steinhausen „Wie ein Krimi entsteht“
Unter diesem Titel fand am Freitag, 8.11.13 im Chilematt Steinhausen im Rahmen der Lesenacht ein Autorenabend mit Anja Berger und Dominik Bernet statt. Eingeladen hat die Bibliothek Steinhausen.
Ein erwartungsvolles Publikum bestaunt zunächst den „Tatort“ des Krimiclubs (der sich recht gruselig ausnimmt – mit abgeschnittenem Ohr und Maden) und setzt sich dann im Saal zurecht.
Die eingeladene Mitra Devi ist verhindert; an ihrer Stelle kann das Bibliotheksteam Anja Berger sowie Dominik Bernet begrüssen. Der Moderator, Urs Heinz Aerni, steuert mit seinen teilweise herausfordernden Fragen das Gespräch mit Anja Berger und Dominik Bernet. Es geht um praktisches wie: wie entsteht ein Buch, wie steht’s mit Schreibblockaden, welcher Verlag gibt das Buch heraus.
Internet oder Verlagswesen?
Anja Berger schrieb über 20 Verlage erfolglos an. Deshalb hat sie ihren Erstlingsroman „Unscheinbar“ als E-Book veröffentlicht; es wurde bisher über 10'000 mal gekauft, zum Preis von jeweils 99 Rp. (Amazon). Kürzlich hat sie dieses Werk auch noch als Paperback herausgegeben (www.anjaberger.com/ epubli.de). Ihre schriftstellerische Arbeit begann eine Weile nach dem Tod ihres Vaters. Die Leseprobe macht neugierig… stimmungsvoll und bildhaft schreibt sie über eine Szene, die uns Krimifanatikern natürlich klar macht: da wird’s nicht mehr lange dauern bis zum ersten Verbrechen…! Dominik Bernet hat seine Bücher im Cosmos-Verlag herausgeben können. Er ist hauptberuflich als Schriftsteller und TV-Drehbuchautor tätig. Für die „Hunkeler-Filme“ ist er verantwortlich und auch an „Der Bestatter“-Staffel ist er dabei. Sein Buch „Marmorera“ ist parallel mit dem Drehbuch für den gleichnamigen Film entstanden. Die Charaktere sind zerrissen, werden aber auch beeinflusst durch die realen Schauspieler, z.B. Anatole Taubman. Ein Psychiater findet eine Frau am See. Es handelt sich um eine Erzählung um ein eigentlich verschwundenes Dorf. Natürlich auch ein Krimi. Dominik Bernet möchte Figuren zeigen, die in sich zerrissen sind. Der Tod seines Vaters hat ihm Anstoss zum Buch „Der grosse Durst“ gegeben.
Abenteuer Film
Auf die Frage nach dem Abenteuer Film muss uns Dominik Bernet berichten, dass der Aufenthalt am Set meistens todlangweilig sei! Er halte sich zwar manchmal dort auf, hauptsächlich um in Kontakt mit Schauspielern, Regisseur, Technikern zu kommen. Abends sei oft nicht mehr als ein 10-minütiger Film im Kasten, die sogenannten Daylies.
Schreibblockaden
Dominik Bernet kennt die sogenannten Schreibblockaden selber – er, der nach einem strikten Zeitplan arbeitet und sich an gewisse Abläufe hält. Da gibt es die Tage, an denen das Blumengiessen wichtiger scheint als der Arbeitsbeginn, an denen er sich fragt, was das Ganze soll… eigentlich sympathisch, es geht wohl allen ab und zu so – ob schreibend oder sonst wie arbeitend. Auch Anja Berger kennt Schreibblockaden. - Sie schreibt am liebsten im Zug. Basel – Zürich, die Zeit ist begrenzt und sie schreibt drauflos. Ihre Buchfiguren entwickeln sich oft spontan, daher lässt sie die Geschichte sich entwickeln – vielleicht manchmal für sie selber unerwartet...
Wer gestaltet das Cover?
Der jeweilige Verlag entwirft das Cover. Der Autor kann sich vielleicht nicht immer mit den Ideen der Graphiker anfreunden, hat aber keine Wahl, da ein Vertrag besteht. Das neue Buch von Dominik Bernet heisst „Das Gesicht“; das Umschlagbild zeigt auf den ersten Blick das Portrait eines Mannes, einfarbig, - erst beim genaueren Hinsehen zeigen sich die vielen Einzelköpfe und Schattenrisse eines Pfarrers, J.C.Lavater. Es geht um eine Massenvergiftung. Dieses Cover hat Dominik Bernet zuerst nicht gefallen. Da habe der Verlag ganz einfach seine Ideen durchgesetzt, berichtet Dominik Bernet. Ein Cover ist natürlich sehr wichtig für die Wahl des Käufers, sollte einen ansprechen und mit einem Blick eigentlich den Käufer zur Wahl bewegen… Der Vertrag mit einem Verlag beinhaltet natürlich auch das Lektorat. Anja Berger hat Kritiker und Lektoren in ihrer eigenen Familie. Vermutlich eine schwierige Arbeit und Kritik am Text entsteht wohl auch!
Das Publikum bedankt sich für die kurzweilige und humorvolle Diskussion. Ein feiner Apéro sowie die Möglichkeit, von den anwesenden Krimiclüblern Tipps zur Auswahl der in der Bibliothek vorhandenen „verbrecherischen“ Lektüre zu erhalten, beschliessen den Abend.
Christine Moser