E- Book Reader
Ein Erfahrungsbericht von Remo Ugolini
Nun hab ich es mir doch gekauft, das eBook. Das elektronische Buch also. Zwischenzeitlich massentauglich und gesellschaftsfähig geworden, gehört es bald zum Alltag. Als literaturbegeisterter Krimifan und Leiter des Krimiclub wurde ich schon des Öfteren auf die Thematik des eBook angesprochen. Grund genug sich mit dem Thema auseinander zu setzen und selbst einen eReader anzuschaffen.
Meine Wahl fiel auf den Tolino Shine. Doch bevor ich auf diesen Reader eingehe, ein paar grundsätzliche Anmerkungen zum eBook und eReader.
eBook
Das eigentliche eBook, also elektronische Buch, gibt es schon seit längerem. 1988 erschien der erste vollelektronische Roman Mona Lisa Overdrive von William Gibson. Natürlich diente dort ein PC als Lesegerät. Ende der 90er Jahre brachte Bertelsmann ein elektronisches Nachschlagewerk heraus. Danach ging es stetig voran mit dem Format. Mit dem Einzug der tragbaren Lesegeräte (eReader) Anfang 2000 begann der kommerzielle Erfolg des eBooks. Ab 2006 gibt es einige Hersteller von eReader.
Wurden eBooks anfangs von den Verlagen und kommerziellen Buchherstellern noch belächelt, so sind diese heute ein ernsthaftes Konkurrenzprodukt. Wer nicht selbst in diesen Zweig eingestiegen ist, hat es heute als Verlag extrem schwer.
eReader
Womit wir bei den eReadern wären. Diese Lesegeräte haben einige Besonderheiten und unterscheiden sich wesentlich von einem Tablet. Hier sollte man sich vor allem eins bewusst machen: Reader haben den primären Einsatzzweck in Form eines Bucherersatz. Alles andere ist Zugabe.
Der wesentlichste Unterschied ist der Bildschirm. Deren Grösse liegt meist bei 6-7 Zoll. Bei Tablet und Notebook kommen LED Bildschirme zur Anwendung. Reader arbeiten mit einem völlig anderem Prinzip, dem E-Ink. Dieses System versucht die Papierschrift möglichst original zu kopieren. Man nennt dies auch E-Paper Display.
Innerhalb der E-Ink Displays gibt es ebenfalls Unterschiede. Dies vor allem im Kontrast.
E-Ink Carta soll daher auch die Zukunft sein. Diese Technik verringert auch den Ghosting-Effekt ein Aufflackern des Bildschirms beim Bildaufbau. Dieses Flackern mag für den Einsteiger irritierend sein, gehört aber eben zu den Besonderheiten der Technologie.
Weitere Unterschiede zum LED Bildschirm sind Spiegelung und Stromverbrauch. Reader haben dank der speziellen E-Ink Technik einen sehr tiefen Stromverbrauch. Zudem kann man auch in der Sonne problemlos lesen. Das Tablet spiegelt hier zu sehr. Die Technik ist jedoch nicht geeignet um Videos oder Bilder abzuspielen.
E-Paper Displays sind auf Grund der genannten Technik selten farbig. Obwohl schon lange angekündigt, scheinen sich farbige Display (noch) nicht durch zu setzten. Momentan gibt es nur wenige Anbieter mit Farbdisplay (Kobo).
Hingegen ein Muss ist die Hintergrundbeleuchtung. Dank ihr kann man auch nachts, oder in abgedunkelten Räumen lesen.
Weitere Besonderheiten gibt es bei der Software: Diese ist ebenfalls sehr unterschiedlich. Eine Übersicht gibt es hier: http://alleseBook.de/how-to/software/.
Wie bei jedem elektronischen Gerät spielt der Speicher eine grosse Rolle. Da Bücher im Gegensatz zu Bildern wenig Speicher brauchen, fällt dieses Argument bei der Anschaffung eines Gerätes weniger ins Gewicht. Die Möglichkeit einer Speichererweiterung wäre jedoch sinnvoll.
Anbieter – Shop Anbindung und Dateitypen
Irgendwie muss der Text auf das Lesegerät kommen. Dazu sollte man sich zuerst mal über die Dateitypen ein Bild machen. Im Wesentlichen gibt es drei Typen:
Dateitypen:
- ePub, neueres, gängigstes eBook-Format
- PDF bekanntes Format für Datenaustausch, für eReader nur bedingt geeignet, da die Darstellungsmöglichkeiten auf dem Reader nur beschränkt sind (fixe Text- und Grafik Darstellungen)
- AZW Dateiformat von Amazon, nicht von jedem Reader lesbar
Es gibt also Dateien, welche nur von den verlagseigenen Geräten gelesen werden können. Dies beeinflusst die Wahl des Lesegerätes sehr. Wer also sind die Anbieter der Geräte und Dateien.
Hier können grob zwei Gruppen unterschieden werden. Geräte von PC Herstellern wie z.B.: Samsung, Sony, Acer, Apple, Toshiba, etc., sowie Geräte von Online Shop und Verlagen: Amazon, Thalia (Weltbild, Orell Füssli), Barnes & Noble, etc.
Shop Anbindung heisst das Zauberwort im Verkauf. Gerade durch die speziellen Dateiformate binden sie den Kunden an den Online-Shop. Reader von PC Herstellern können vielerlei Daten lesen. Es empfiehlt sich jedoch beim Kauf nachzufragen..
Der Tolino Shine
Das Gerät wird von Weltbild zusammen mit Thalia (dem nun auch Orell Füssli angehört) vertrieben. Der Reader arbeitet jedoch mit offenen Formaten wie ePub und PDF. Gekauft habe ich das Gerät für CHF 129.- beim Weltbild Verlag.
Zunächst bin ich mal überrascht vom Gewicht des Readers. Ohne Lederschutztasche ist er federleicht. Die Ledertasche ist jedoch praktisch, bietet guten Schutz und ein Gefühl von etwas in der Hand zu haben.
Neugierig manövriere ich mich durch die Anleitung. Der „Ghosteffekt“ irritiert mich zu Beginn doch etwas stark. Ich teste ein paar Buchseiten aus den vorinstallierten Büchern, und spiele an den Einstellungen herum. Seitenumblättern geschieht mittels wischen problemlos vor- und rückwärts. Der Seitenaufbau verläuft innert Sekunden. Die Schrift lässt sich problemlos einstellen. Merkzettel sind einfach zu setzen, auch Markierungen. Will man z.B. eine Ortschaft vermerken, oder ein Wort lässt sich dies problemlos machen. Leider kann man ab diesen Markierungen nicht direkt ins Internet und nachschlagen. Alles lässt sich über die Menüführung gut finden. Kommt man mal nicht weiter, hilft das Handbuch im Anhang.
Lass ich den Tolino während dem Lesen liegen , geht er automatisch in den Schlafmodus. Auf dem Bildschirm erscheint ein schlafendes Gesicht. Gut gemacht, dass macht das Gerät eine Spur persönlicher. Schaltet man den Reader ein, findet er automatisch zurück zur letzten gelesenen Seite.
Mit dem Home Botton unten am Gerät kommt man immer zurück zur Übersicht. Die Bibliothek lässt sich verschiedenartig darstellen und sortieren (Titel, Autor, zuletzt hinzugefügt, Aktualität).
Möchte man im Dunkeln lesen, geht dies dank der Hintergrundbeleuchtung problemlos. Die Lichtstärke lässt sich individuell einstellen. Die Seite wird gleichmässig ausgeleuchtet.
Nun kam der spannendere Teil. Wie kommen die Bücher auf den Reader? Dazu gibt es zwei Möglichkeiten: 1. Ausleihe, 2. Kauf
Bei beiden Arten benötigt man verschiedene Software und Benutzerkonten. Hier die Übersicht:
- Adobe Digital Editions dieses Software dient dazu die epub-Dateien zu verifizieren, also anzuerkennen. Zudem verwaltet dieses Programm die Ausleihzeiten von digitalen Medien. Hierzu muss man ein Benutzerkonto anlegen und sich auf dem Reader eingeloggt sein.
- Benutzerkonto Buchhändler Das Konto ist notwendig um Bücher zu bestellen und zu bezahlen. Es ist ein normales Shoppingkonto. Entsprechende Vorsicht ist bei Kaufvorgängen zu wahren.
- Digitale Bibliothek Alternativ zum Kauf kann man Bücher auch digital ausleihen. Dazu braucht man bei der entsprechenden Bibliothek ein Benutzerkonto analog dem Bibliotheksausweis. Je nach Ausleihe benötigt man eine zusätzliche Software. Fragen sie in Ihrer Bibliothek nach.
Nun der Test. Lässt sich ein Buch problemlos ausleihen? Die Verkäuferin meinte, die Datei müsste über den PC heruntergeladen werden und dann auf den Reader übertragen werden. Das scheint mir zu kompliziert und ich probiere die Ausleihe direkt über den integrierten Webbrowser. Auf Grund der e-Ink Technik ist das Surfen auf dem Reader etwas Gemächliches. Es braucht seine Zeit bis die Seiten aufgebaut sind. In der Digitalen Bibliothek der Bibliothek Zug finde ich jedoch meine gewünschten Bücher und kann diese, nach dem ich mein Benutzerkonto angemeldet habe, problemlos herunterladen. Ein Umweg über den PC ist in diesem Falle nicht notwendig, aber empfehlenswert. Falls der Reader aus irgendwelchen Gründen zurück gesetzt werden muss, so hat man die entsprechenden Dateien noch zur Hand. Ebenso lassen sich Clouds (Wolken) als Speicherplätze auf externen Servern einrichten, auf die zugegriffen werden kann.
Leider lässt sich beim Browser die Startseite (Google) noch nicht anpassen. Es ist zu hoffen, dass dies beim nächsten Update verbessert wird.
Technischen Daten
- E-Ink® Pearl-Display, 6" (15,2 cm), 1024 x 758 Pixel
- 7 Schriftgrössen und mehrere Schriftarten zur Auswahl
- Speicherkapazität 4 GB (2GB für E-Books), erweiterbar mit microSDHC-/ microSD-Speicherkarte um 32 GB
- Unterstützt alle gängigen Betriebssysteme und E-Book Formate: ePub und PDF, jeweils ohne DRM und mit Adobe DRM
- Lieferung mit USB-Kabel (u.a. zum Akku laden)
- Kurzanleitung
- Masse: 175 x 116 x 9,7 mm. Nur 183 g.
Wie bei jedem elektronischen Gerät ist die Halbwertszeit extrem klein. Bereits soll an der Buchmesse Frankfurt 2013 eine neue Generation Tolino vorgestellt werden.
Nach wie vor ist kein eReader erhältlich, welcher auch Hörbücher abspielen kann.
Fazit
Das Informations- und IT-Zeitalter bringt es mit sich, dass wir immer mehr Zeit vor Bildschirmen verbringen. Die Frage ist nur, wollen wir das? Es war unumgänglich das Bücher auch digitalisiert werden. Ja, er ist praktisch der eReader. Super für Ferien und für unterwegs. Nachdem ich dann mein erstes Buch auf elektronische Art gelesen hat, war es für mich dann ein Genuss Papier wieder physisch in den Händen zu halten. eReader oder Buch? Ich würde echte Bücher vermissen, der eReader hat aber sicher seine Berechtigung.
Weblinks:
Ausführliche Testbericht, und zusätzliche Informationen findet man unter den sehr empfehlenswerten Webseiten von: