Krimis auf, im oder am Wasser
"Die Leiche wurde am 8. Juli herausgezogen, am Nachmittag kurz nach drei Uhr. Sie war einigermassen unversehrt und konnte noch nicht lange im Wasser gelegen haben. Dass man sie überhaupt fand, war Zufall. Dass man sie so schnell fand, war Glück und hätte die polizeilichen Ermittlungen eigentlich begünstigen müssen."
Was bereits Sjöwall & Wahlöö 1965 Anregung für einen Krimi bot (Die Tote im Götakanal), ist Thema im Krimiclub. "Krimis im, am und auf dem Wasser".
Wasser ist Leben und gleichzeitig Tod. Darin können wir nicht leben, brauchen es aber in uns. Diesem faszinierenden Element können sich auch Krimiautoren nicht entziehen. Seien es die sanften Wellen eines geheimen Sees, das Brausen und Tosen der Brandung, oder gar das Wasser in der Badewanne, alles bietet Stoff für ein Verbrechen.
Im Wasser
Kein leichter Tod. Wasserleichen haben die unschöne Eigenschaft wieder aufzutauchen. Während des Aufenthaltes im Wasser kommt es zum Fäulnisprozess. Ist irgendwo Luft drin, bilden sich Gase. Der Leichnam wird zum Ballon. Machen Sie es daher, falls sie je in die Situation kommen, wie John Rain in der Reihe "Der Tokio Killer" von Barry Eisler. Perforieren sie den Leichnam mit hunderten von Messerstichen. Ziemlich oft werden die Opfer auch mit etlichen Gegenständen beschwert. Gelegentlich lösen sich die Stricke um die Beschwernisse auf, und das ganze Verbrechen kommt sozusagen an die Oberfläche.
Zuweilen kann es aber auch vorkommen, dass Totgeglaubte im Wasser auferstehen. Hervorragend umgesetzt wurde dieses Szenario in Jo Nesbø "Headhunter". Gerade auch im Film ist die Szene wirklich schockierend.
Auf dem Wasser
Nicht nur im Wasser lauert der Tod, sondern auch darauf. Boote und Schiffe mit ihrem begrenzten engen Raum bieten eine geradezu klassische Plattform für Krimis. Das Boot wird zur Bühne und darauf spielt ein dramatisches Kammerstück. Hier erwähnen wir gerne den Klassiker von Agatha Christie „ Tod auf dem Nil“. Auch zahlreiche Romane neuerer Zeit spielen auf Booten. Gar einen ganzen Tanker machen sich die Verbrecher in „Der Plan“ von Phillip Kerr zu Eigen. Der Vielschreiber Clive Cussler hat sich gleich ganz dem Thema Marinethriller gewidmet. Zum Beispiel in „Hebt die Titanic“.
Den ultimativen Seglerkrimi liefert uns Björn Larsson mit „Der Keltische Ring“. Faszinierend, wie die stürmische Flucht über die Nordsee nach Schottland beschrieben wird. Von den dänischen Häfen bis hin zu den schottischen Burgen und der Mystik der Kelten wird uns alles geboten.
Auch an den Gestaden von verborgenen Seen spielen sich verbrecherische Szenen ab. Zwei beeindruckende Krimis welche an solchen Gewässern spielen, möchten wir Ihnen ans Herz legen. Håkan Nesser „Kim Novak badete nie im See Genezareth“ und Harlan Koben „Kein Sterbenswort“. Beide Romane wurden kongenial verfilmt.
Bonne Daniels, der Held in Don Winslow „Pacific Paradies“ ist wohl der coolste Privatdetektiv den man sich vorstellen kann. Morgens raus zum Surfen und die Wellen geniessen. Das ist sein Motto. San Diego ist dazu natürlich bestens geeignet. Leider lauern Gefahren vom nahen Mexiko und der dort herrschenden Drogenmafia.
Wassermassen können gar bedrohlich werden. Wie schon oben erwähnt, geschieht dies in „Totenfluss“ von Chelsea Cain. Leider kann sie mit diesem Roman nicht an ihre Gretchen-Reihe anknüpfen.
In „Der Schwarm“ nimmt Frank Schätzing gar die Realität vorweg. Seine Beschreibung des eintretenden Tsunami soll gar Menschenleben gerettet haben.
Am Wasser
Bei all der Bedrohung hilft nur die Flucht auf eine Insel. Diese werden nicht selten Fluchtpunkte ohne wirklich zu entkommen. Der wiederum begrenzte Raum sorgt für Beklemmnis. Auch geheimnisvolle Inseln gibt es zu entdecken. Genannt werden dürfen hierzu; Mo Hayder „Die Sekte“ und Dennis Lehane „Shutter Island“.
Ann Cleeves ordnet ihre Krimis auf den Shetlandinseln nach den Jahreszeiten. Eine sehr eindrückliche Beschreibung der Gegend und eine spannende Geschichte erzählt sie uns in „Zeit der Raben“. Dem Winterroman. Weniger gemütlich geht es bei Richard Laymond „Die Insel“ zu und her. Wer gerade nicht abgeschlachtet wird, gerät in Gefangenschaft. Eher ein Taschenbuchroman, den man ruhig am Pool liegen lassen kann.
Unbedingt lesen sollte man hingegen Jean-Luc Bannalec „Bretonische Brandung“. Phantastisch wie Bannalec diese Inselgruppe beschreibt. Man möchte gleich hinreisen.
Nun haben Sie eine Auswahl für Ihren nächsten Aufenthalt am oder im Wasser. Beachten Sie bitte, dass Ihr Buch trocken bleibt.
Weitere Bücher zum Thema:
- Donna Leon, Aqua Alta
- Qui Xialong, Tödliche Wasser
- Ray Miller, Tote Hose
- Viveca Sten, Tödlicher Mittsommer
- Ben Aronovitch, Die Flüsse von London
- Donna Leon, Das Gesetz der Lagune
- Leena Lehtolainen, Im schwarzen See