Ales Steger - Archiv der toten Seelen
Ales Steger (geb. 1973, Ptuj, Slowenien) studierte Germanistik und Vergleichende Literaturwissenschaft and der Universität in Ljubljana. Steger ist einer der meist übersetzten slowenischen Autoren der Nachkriegszeit und erhielt mehrere slowenische wie auch internationale Preise und Stipendien (u.A. vom Literaturhaus Lenzburg AG, 2013). Er ist vor allem als Dichter und Kulturschaffender bekannt.
Er agierte als Programmleiter im Rahmen vom s.g. Terminal 12, dem Projekt, das Maribor, die "Kulturhauptstadt Europas 2012" präsentierte. Ein für ihn traumatischer Auftrag, den er zwei Jahre später als einen Albtraum im Kriminalroman, resp. Thriller "Odpusti" (Vergib!) verarbeitete, auf Deutsch 2016 erschienen unter dem Titel "Archiv der toten Seelen".
Im Roman tritt er mit eigenem Namen in einer Nebenrolle auf. Adam Bely, ein aus Maribor stammender und nun in Österreich lebender Dramaturg, und Grazer Journalistin Rosa Portero wollen eine geheime Verschwörung aufdecken und deren 13 Anhänger entmachten. Dabei geraten sie in ein Netz aus Korruption und Lügen, die sich wie Tentakel eines Riesenkraken um die beiden winden. Interviews und Treffen mit einigen mächtigen Bürgern und Beamten von Maribor finden statt, das Paar Bely-Portero dringt immer tiefer ins Gedärme der Stadt, um den Klimax und die Katharsis in einer aus dem Ruder gelaufenen Theateraufführung von Tolstois "Krieg und Frieden" zu erfahren.
Im Aufbau erinnert der Roman an antike griechische Tragödie. Der Zeitraum (Fasching 2012) betont den grotesken und makabren Ton des Romans, der Ort des Geschehens und der Handlung ist auf Maribor begrenzt und auf seine bunten Charaktere mit ihren sonderbaren, oft abstossenden Gewohnheiten.
Die Sprache ist derb, vulgär, so wie die involvierten Personen. Bezüge auf die historischen Ereignisse des 20. Jahrhunderts mit den beiden Weltkriegen reflektieren die Spaltung im nationalen Bewusstsein, das durch die Politik der jetzigen Staatsregierung und der Medien massiv zunimmt.
Leser lernt nebst skurrilen Gestalten einer Stadt alle 13 Mitglieder des monströsen "grossen Ork" kennen, und auch die lokale Polizei, die in der Ermordung von der Mariborer Theaterdirektorin Anastasia Grin ermittelt, nachdem sie nicht bei der wichtigsten Theateraufführung im Februar 2012 erschienen ist…
Wetten, dass es manch einem fast lieber wäre, nicht zu erfahren, wer und wieso die kriminellen Taten verübt hat, denn es gibt mehr als den Mord an Frau Grin aufzuklären…