Nii Parkes "Die Spur des Bienenfressers"
Ein Mann liegt am flachen Strand, ertrunken. Der Tote ist der Grossvater von Kayo Odmamttn der Hauptfigur in Nii Parkes „Die Spur des Bienenfressers“. Kayos Grossvater war sein Leben lang Fischer. Nun ist er also unerklärlicherweise im flachen Wasser ertrunken. Niemand kann es erklären, Onyame (Gott, oder das Schicksal) hat es wohl so gewollt.
Für Kayo bleibt dies ein Schlüsselerlebnis. Schlussendlich ist es dieses Vorkommnis, welches ihn bewegt Gerichtsmedizin zu studieren. Dieses absolviert der junge Ghanese in England. Dort sammelt er auch erste Erfahrungen an den Tatorten. Voller Hoffnung seine Kenntnisse in seinem Heimatland anwenden zu können, bewirbt sich Kayo bei der Polizei in Accra. Doch so schnell wie er es möchte kann er seinen Traum nicht verwirklichen. Die Mühlen der Behörden mahlen langsam, und ohne Zustupf bei den richtigen Stellen, passiert nichts. So muss Kayo vorerst sein Geld mit einer Arbeit als Abteilungsleiter in einem Chemielabor verdienen. Gilt es doch seine Geschwister zu unterstützen, welche auch studieren wollen.
Eines Tages scheint sein Traum sich doch noch zu erfüllen. Kayo erhält überraschend einen Anruf eines Sergeant Mintah. Dieser fordert ihn unvermittelt auf umgehend an einen Tatort zu kommen. Kayo soll in einem abgelegenen Dorf im Landesinneren von Ghana eine Untersuchung durchführen.
Kayo ist vorerst begeistert vom Angebot und bittet seinen Chef Acquahs um eine kurzfristige Freistellung. Dieser fühlt sich aber düpiert, hätte die Anfrage doch über ihn laufen sollen. Alle Bemühungen Kayos enden in einer Sackgasse.
Derweil kommt die Polizei im Fall nicht weiter. Die Dorfbewohner wollen nichts gesehen, und nichts gehört haben. Dabei sind die Umstände der Tat höchst mysteriös.
Die Tochter eines Ministers findet in der Hütte ihres Freundes, etwas blutiges, eine unbestimmte Masse, welches sich nicht beschreiben lässt. Aufgescheucht durch den politischen Hintergrund, bemüht sich die Polizei eine rationale Erklärung für die Ereignisse zu finden.
Kayo wird sozusagen zwangsrekrutiert. Der umtriebige und clevere Inspektor Joseph Donkor greift zu einem Trick, um Kayo doch noch zu bekommen. Er lässt ihn kurzerhand verhaften.
Der selbsternannte PRCC – Police Regional Coordinating Chief will um jeden Preis einen erfolgreichen Abschluss des Falles erzwingen. Schliesslich ist da ein Minister involviert, und hier lockt die Aussicht auf eine weitere Beförderung.
Er strebt dazu einen Bericht im CSI – Format an, am Besten mit internationaler Beteiligung. Kayo muss nun sozusagen seine Freilassung erarbeiten. Es sieht jedoch seinerseits eine Möglichkeit, nun doch noch sein angestrebtes Ziel zu erreichen, willigt, wenn auch etwas wiederwillig in den Handel ein.
Kayo macht sich als auf ins Landesinnere nach Sonokrom. Er trifft auf eine verschwiegene Gemeinschaft, die gewissermassen fernab der modernen Welt lebt. Für ihn ist es eine Reise in die Vergangenheit, zu alten Mythen und Riten. Eine Reise in eine Welt jenseits seines wissenschaftlichen Verstandes. Eine Welt in welcher er alles Gelernte in Frage stellt, und ihm neue Wege aufgezeigt werden.
Wer Afrika liebt, kommt voll auf seine Kosten – allerdings nicht das Afrika der Safaris und Reiseprospekte! Wer „die Spur des Bienenfressers“ liest, taucht ein in ein einander widersprechende und doch ergänzende Welten: Das moderne Afrika westlichen Stils, wo der Afrikaner alles an Luxus und Wohlstand haben kann, vorausgesetzt er hat das nötige Geld, vorausgesetzt er ist entsprechend ein Big Man oder hat beste Beziehungen zum Big Man, vorausgesetzt er ist zur rechten Zeit und im rechten Mass korrupt – dann aber auch das Afrika der nur scheinbar zurückgebliebenen Dorfgemeinschaften und Stämme mit ihren unausgesprochenen klaren Regeln, die von aussen kaum einsehbar und einsichtig sind – das Afrika der Mythen und Geschichten, die Generationen zurückreichen – das Hightech-Afrika und das unhygienische Afrika, das Afrika der rackernden Frauen und sitzenden Männern, das Afrika der exotischen Düfte und Uniformen, der holprigen Strassen und hochqualifizierter Menschen, die das Land endlich voran bringen wollen. Wer Afrika liebt und Krimis gern hat, mache sich auf „die Spur des Bienenfressers“.
Nii Parkes wurde 1974 in Großbritannien geboren und wuchs in Ghana auf. Er schreibt Prosa und Lyrik und performt seine Texte auf den Bühnen von New York, London, Amsterdam und Paris. Nii Parkes ist Champion des Farrago UK Poetry Slam. »Die Spur des Bienenfressers« ist sein erster Roman. Er lebt in London und Accra.
Foto Marianne San Miguel, Quelle: Unionsverlag
Das meint der Club:
Das Buch kam bei den Clubmitgliedern grösstenteils sehr gut an. Das Aufeinanderprallen der verschiedenen Kulturen fasziniert, insbesondere dann, wenn man einen Bezug zu Afrika hat. Einigen war es dann aber doch zu mythisch und nicht nachvollziehbar. Auch der Einstieg, mit all den fremdartigen Ausdrücken macht es anfangs nicht leicht. Hat man jedoch einen Bezug gefunden, so fasziniert die Welt von Kayo sehr, und man kann nur hoffen, dass es eine Fortsetzung gibt.
Unsere Wertung.