Simon Urban "Plan D"
Alfred Hoffmann, ehemaliger Professor für Politologie und Berater oberster DDR Kader, wird erhängt an einer Gas-Pipeline in Ost-Berlin aufgefunden. Einige Hinweise deuten darauf hin, dass Hoffmann Opfer der Stasi wurde. Der Mord kommt zu einer ungünstigen Zeit, stehen doch die Verhandlungen über weitern Gaslieferungen aus Russland, durch die DDR in den Westen, an. Die Verträge stehen kurz vor dem Abschluss und der Mord könnte die Zukunft der DDR.
Der Fall landet beim altgedienten, aber in Ungnade gefallenen Hauptmann der Volkspolizei Alfons Wegener. Da Hoffmann ursprünglich aus dem Westen stammt, wird Wegner der Starermittler des BND (Bundes Nachrichten Dienst) Robert Brender, zur Seite gestellt. Sie übernehmen die Ermittlungen und tauchen immer tiefer in den Sumpf Polit/Justiz-Sumpf ein.
Simon Urbans Roman handelt nicht etwa in den 80er Jahren, wie man auf den ersten Blick denken könnte, sondern in einer fiktiven DDR der heutigen Zeit. Die DDR existiert also noch. Die Mauer steht (wieder), der Trabant wurde vom Phobus abgelöst, und die Stasi offiziell zurück gestuft und ihrer Kompetenzen enthoben. Die Westler streben weg von der Überflussgesellschaft nach Osten in die neue Freiheit des Sozialismus.
Dieser Ansatz ermöglicht Urban einen phantasievollen Umgang mit den möglichen Folgen einer weiterhin existierenden DDR. Er gewährt uns damit einen vertieften Einblick in ein heute nicht mehr existierendes System, wobei er geschickt beide Seiten in die Handlung aufnimmt, und sich kritisch damit auseinander setzt. Plan D ist kein einfacher Krimi. Gerade als nicht deutscher Staatsbürger dürfte einem der Einstieg in den Roman etwas schwer fallen. Hat man diesen aber gefunden, so öffnet sich ein herrlich zynischer, witziger und durchaus unverfänglicher Blick auf ein Stück Geschichte. Urban spielt geschickt mit Klischees und macht zig Andeutungen auf Personen und Ereignisse aus der damaligen Zeit, welche er gekonnt in die Neuzeit transferiert. Das Ganze verpackt er in eine höchst spannende Geschichte mit politischem Hintergrund. Als Plattform dient ihm dazu ein (immer noch) geteiltes Berlin, welches er weiss in Szene zu setzen.
Nebst dem exzellenten Aufbau des Romans überzeugt er vor allem durch die kraftvolle Zeichnung seiner Figuren. Allen voran seiner Hauptfigur Martin Wegener. Dem ewigen Verlierer dem man endlich einen Erfolgt gönnen möchte, aber wie er selbst sagt, unmöglich ist, da Ermittlungen gegen die Stasi (und damit dem Staat) von vornherein unlösbar sind.
Eine bildreiche, komplexe und spannede Thrillerfiktion welche wir dem interessierten Leser unbedingt empfehlen.
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