Haus der Stimmen

Donato Carrisi , Atrium Verlag AG, 2023

Der renommierte Psychologe Pietro Gerber erhält einen Anruf von einer australischen Kollegin. Sie bittet ihn, ihre Patientin Hanna Hall zu übernehmen, die während einer Hypnosesitzung behauptet hat, als Kind jemanden umgebracht zu haben. Da diese mysteriöse Erinnerung irgendwo in der Toskana verortet ist, reist die Patientin nun nach Italien, um der Wahrheit auf die Spur zu kommen. In den gemeinsamen Hypnosesitzungen mit Gerber taucht Hanna immer tiefer in ihre Erinnerungen ein. Doch Gerber wird stutzig: Ihre Vergangenheit scheint erstaunlich eng mit seiner eigenen Geschichte verwoben zu sein. Eine schreckliche Wahrheit drängt ans Licht, die sein Leben auf den Kopf zu stellen droht …

 

»Wenn man in Italien Thriller sagt, sagt man Donato Carrisi.« La Republika 20221102

Buchbeurteilung von Kurt:
Vorweg
 -  für mich war das Buch KEIN Thriller, eher ein Roman.

Das Buch ist unbestritten lesbar und verständlich geschrieben, hat eine saubere Sprache, und die Arbeit eines Kinderpsychologen ist soweit gut dargestellt…..

Der junge Dr. Pietro Gerber, hat den Beruf des Vaters gewählt, ist verheiratet und liebt seine Frau und den Sohn. Er hat eine kleine Praxis in Florenz, Toskana.
Mit dem Telefonanruf einer Kollegin, Dr. Walker aus Australien, die ihm eine Patientin zur Behandlung mit Hypnose in Florenz zuweist, die behauptet, als Kind in der Toskana ein anderes ermordet zu haben, beginnt das Drama. Hanna Hall vereinnahmt ihn sehr, zu sehr, und der absolute Leitsatz, der bereits im Studium gelernt wird (lasse nie einen/eine Patient/in zu nahe an dich ran!!!), ignoriert er sträflich und so gibt er immer wieder Privates Preis. Das wird ihm zum Verhängnis. Er verliert seine Familie, lässt sich gehen und zieht den «Problemfall Hanna Hall» bis zum Schluss durch.

Anfangs ist der Wechsel der Abfolge von Geschehnissen gewöhnungsbedürftig. Die fast esoterisch anmutenden Begebenheiten, die Hanna Hall erlebt haben will, verwirren zuerst, mit der Zeit gibt es einen «Flow» und die Geschichte wird verständlicher.

Das junge Mädchen/Kind zieht mit den vermeintlichen Eltern als Art Vagabunden in der Toskana von verlassenem Hof zu neuem verlassenem Hof, leben von dem, was der Garten hergibt und die Eltern lieben sie abgöttisch, Sie ist ein spezielles Kind, hat eine grosse Fantasie und sieht Geister. Sie ist total glücklich. Eine mysteriöse Holzkiste wird auf der ganzen Reise mitgenommen und dann jeweils beim neuen Zuhause vergraben. Darin soll der Bruder Ado liegen. Hanna hat ihn gesehen, er sehe aus wie lebendig … Es ist ein Sarg. Die «Eltern» erziehen sie auf eine sehr offene Art, geben ihr aber 5 Regeln auf, die verhindern sollen, dass sie sich mit Fremden trifft oder spricht. Die Eltern vermeiden jeglichen Kontakt mit der Aussenwelt, nur der Vater geht manchmal «auswärts», wenn was Wichtiges gebraucht wird …. Sogar die Erkrankung des Mädchens versucht man ohne fremde Hilfe zu überstehen.  (sind sie auf der Flucht? Warum?)
Als sie zufällig ein anderes Mädchen trifft, merkt sie, dass ihr ein «Gspänli» fehlt. Sie bettelt bei den Eltern, bis diese einwilligen und die Mutter ein Baby bekommen soll. Das bedeutet aber, dass sie viele Wochen mit dem Vater allein sein muss. (warum?)
Dann kommt die Mutter mit dem kleinen Buben nach «Hause». Das Mädchen merkt schnell, dass die ganze Aufmerksamkeit der Eltern nun dem Kleinen gilt, sie fühlt sich vernachlässigt, sie beginnt den Bruder zu hassen.
Der Kleine wird krank, er schreit viel, magert ab und der Zustand wird kritisch. Die Mutter beschliesst, zusammen mit dem Mädchen Hanna, in die Stadt zu gehen. Dort lässt sie den Buben im Tragetuch in der Nähe einer violett gekleideten Frau liegen, in der Hoffnung, dass diese hilft. Sie zieht das Mädchen rigoros weiter, weg vom «Findelkindplatz», und «rettet» so aber das Mädchen -  und auch das bisher gewohnte Leben. Sie kehren ohne Baby nach Hause zurück.

Dann geschieht das Fürchterliche, eines Nachts sind Stimmen vor dem Haus zu hören, die Mutter geht mit Hanna in das Kellerversteck, oben hört man, wie das Haus brennt. Die Mutter gibt dem Mädchen einen Trank. Den «Trank des Vergessens». Sie und die Mutter schlucken das. Hanna wacht auf, ist alleine, überlebt, die Eltern sind tot. Sie wird zur Adoption freigegeben und zieht zu einem Ehepaar aus Adeleide, wo sie aber auch wieder Probleme hat und scheinbar von Psychologin Dr. Walker behandelt wird.

Soweit die Geschichte des Mädchens.

Pietro Gerber erfährt immer mehr, dass die Dame in violett eine ihm heute nahestehende Richterin ist. Diese kennt auch die Geschichte seiner Familie, vor allem den Vater sehr gut. Die Mutter ist früh verstorben. Der Vater hat dann auch grossen Anteil daran, dass Pietro als Einzelkind mit einigen ausschlaggebenden Defiziten aufwächst. So schliesst sich der Kreis. Schlussendlich wird ihm mit Hilfe der Richterin bewusst, dass er der kleine Bruder von Hanna ist. Seine früh verstorbene Mutter konnte keine Kinder haben, er kam auch «einfach so» zu seinen vermeintlichen Eltern. Er hat auch erfahren, dass sein Vater eigentlich gar kein Kind wollte, dies nur auf Drängen der Mutter. Durch Adoption «oder ähnlich». Er hat das ganze Leben gelitten. Zu merken, dass er vom Vater nie geliebt wurde und der Vater ihn für den Tod der Mutter verantwortlich gemacht hat, hat sein Leben geprägt.

Die Geschichte ist aufgelöst, das Ende trotzdem chli trurig.

Fazit:
Das Buch hat bestimmte Qualitäten, Ist aber nicht mit einem gewohnten Krimi zu vergleichen. Jedoch lesenswert ….. zeigt neue Einblicke. (Einblicke in was ?? Ursula)

Noch ein paar Kommentare unserer Klub-Mitglieder:
* Faszination für das Thema Hypnose
* Die Unprofessionalität des Psychologen wurde von allen kritisiert.
* Gerber lässt sich von seiner "Patientin" manipulieren (viel Fake).
* Es ist ein Psycho-Roman, kein Thriller.
* Es bleiben Erzählstränge offen.
* Wer Romane, in denen die Hauptfiguren Psychopathen sind, nicht mag, sollte das Buch nicht lesen.
* Zeit- und Energieverschwendung.

 

 

Viel Vergnügen beim Stöbern !