Wiley Cash - Fürchtet Euch
Wiley Cash erzählt in seinem Südstaatendrama die Geschichte des stummen dreizehnjährigen Christopher Hall. Dieser lebt in Marshall, einem abgeschiedenen Ort in den Bergen North Carolinas. Dort zelebriert der scheinheilige Priester Carson Chambliss Messen mit Schlangen. Alle die gesegnet sind sollen ihrem Gift wiederstehen können. Chambliss will Christopher durch seine Schlangenzeremonie von seiner Stummheit heilen. Doch dann geschieht das Unvermeidliche Christopher stirbt während der Messe.
Als die Ermittlungen aufgenommen werden, stösst der Sheriff Clem Barefield an eine Mauer des Schweigens. Niemand aus dieser speziellen Glaubensgemeinschaft will etwas zum Vorfall sagen. Nur die Hebamme Adelaide Lyle bietet mit ihm die Stirn gegen Carson Chambliss.
Nur einer kennt die Wahrheit. Christophers Bruder Jess. Als Jess sich getraut zu reden, ziehen düstere Wolken über Marshall auf.
Die Geschichte wird uns aus den Perspektiven der drei Hauptpersonen erzählt. Das ist vielversprechend. So ergeben die verschieden Blickrichtungen auf die Geschichte eine vielschichtige und breite Innenansicht einer abgesonderten Gemeinschaft, während eines grossen Zeitrahmens über drei Jahrzehnte.
Cash schreib eine atmosphärisch dichte und dramaturgisch tiefgreifende Geschichte aus dem Süden Amerikas. Er trifft dabei die herrschenden Umstände auf den Punkt. Zugleich geht er äusserst umsichtig mit der Zeit um, macht häufiger Rückblenden, und erklärt ausführlich die zusammenhängenden und verknüpften Schicksale der Menschen in dieser tiefsten Provinz der USA.
Das ist hervorragend gemacht und verdient Lob. Nur wo ist der Krimi?
Sicherlich vieles ist subtil vorhanden, doch verschwinden diese Elemente in den langen Passagen der Rückblenden. Wirkliche Gänsehaut Atmosphäre kommt nicht auf. Es fehlen schlicht die Spannungsmomente. Das „Böse“ kommt selten rüber, mit Ausnahme der Szene in welcher Sherif Barefield den Pastor Carson Chambliss in der Scheune trifft. Leider mag auch das gute Finale nicht darüber hinwegtrösten. Zu offensichtlich ist der Verlauf der Dinge.