Zuger Presse 18. Februar 2005
Die haarsträubenden Fälle des Remo Ugolini
Im Lesesaal der Gemeindebibliothek frönt in regelmässigen Abständen eine Gruppe von Krimi-Lesern ihrer Leidenschaft
Commissario Brunetti, Miss Marple, Wachtmeister Studer und Co. haben es ihnen angetan: Die Mitglieder des Steinhauser Krimi- und Thriller-Clubs tauschen sich über ihre Leseerlebnisse mit Rachemorden, Fingerabdrücken und geheimen Machenschaften aus.
Foto CB
Dem Kriminalroman verfallen: Remo Ugolini las diesen Schmöker in nur zwei Tagen.
Wenn Remo Ugolini einen spannenden Krimi liest, taucht er in eine völlig andere Welt ein. Ihn fasziniert die Auseinandersetzung mit Figuren, in denen er sich wiederfindet oder die ihn abstossen. Bisweilen kann das bis an die Grenze des Erträglichen gehen. «Das Buch ‘Die Behandlung’ von Mo Hayder hatte für mich eine geradezu physische Auswirkung. Ich legte es mit zitternden Händen weg», erzählt der eingefleischte Krimi-Fan.
Inspiriert vom Internet
An gleich gesinnte Leseratten wendet sich denn auch der vor genau einem Jahr durch ihn gegründete Krimi- und Thriller-Club (KTC). Im Lesesaal der Bibliothek Steinhausen trifft man sich etwa alle sechs Wochen, um sich über die gemeinsame Leidenschaft für düstere Mordgeschichten auszutauschen. Dazu inspiriert wurde Remo Ugolini durch das Diskussionsforum auf der deutschen Website www.krimicouch.de. Er war überzeugt, dass sich auch Schweizer für das Krimi-Genre interessieren würden. Innerhalb des ersten Jahres habe sich bereits ein harter Kern von sechs Mitgliedern im Alter zwischen 30 und 50 Jahren herauskristallisiert, zu dem sich gerne noch mehr Interessierte scharen dürfen, so Ugolini. Um mitzumachen, müsse man nicht etwa ausgewiesener Literaturwissenschafter sein, sagt der gelernte Techniker und zweifache Vater. Häufiges und angefressenes Lesen ist die einzige Teilnahmebedingung.
Der Initiant möchte im Club nicht einfach dozieren, sondern die Teilnehmer zu aktiver Mitarbeit anregen. Zum Beispiel kann jemand den anderen seinen Lieblingsautor oder eine Buchreihe vorstellen. Andere mögliche Formen sind das gemeinsame Lesen eines Buches und die anschliessende Diskussion oder die Gegenüberstellung eines Romans mit dessen Verfilmung. Gemeinsam über die psychologischen Beweggründe der handelnden Figuren oder über den Ausgang der Geschichte zu spekulieren, macht für Ugolini die grösste Faszination aus. Auf die Frage, welche Autoren Ugolini bevorzugt, antwortet er: «Die Krimi- und Thriller-Literatur ist derart vielseitig, ich möchte mich deshalb nicht auf einen Favoriten festlegen.» Die Mitglieder des Clubs kennen jedoch seine Vorliebe für die härtere und blutigere Sorte von Thrillern.
Ausgewählte Leseempfehlungen von Remo Ugolini
Für Skandinavien-Liebhaber: «Sommernachtstod» von Kjell Ola Dahl.
Für Island-Cracks: «Nordermoor» von Arnaldur Indridason.
Für Hartgesottene: «Die Behandlung» von Mo Hayder.
Für Frauen: «Stille Wasser sind tief» von Jean Hanff.
Für Gerichtsmedizin-Interessierte: «Die Tote ohne Namen» von Patricia Cornwell.
Für Mystiker: «Die purpurnen Flüsse» von Jean Christopher Grangé.
Für Tierfreunde: «Schade, dass du nicht tot bist» von Rita Mae Brown.
Für Russland-Fans: «Die leichten Schritte des Wahnsinns» von Polina Daschkowa.
Leider seit dem Tsunami aktuell: «Der Schwarm» von Frank Schätzing.
Geheimtipp: «Anonymus» von Russel Andrews.
Kontakt: Tel. 041 740 50 84. Die nächsten Termine des Krimi-und Thriller-Clubs: 15. März: «Ehrenwerte Leute» von Giusep pe Fava (Wie die Mafia funktioniert); 26. April:Sjöwall/Wahlöö (Einblick ins Schaffen dieser viel gelesenen Skandinavier); 24. Mai: «Ein Italienischer Abend» von Donna Leon; 21.Juni: «Mystic River» / «Spur der Wölfe» von Dennis