Berhard Aichner
Berhard Aichner (1972) lebt als Schriftsteller und Fotograf in Innsbruck. Er schreibt Romane, Hörspiele und Theaterstücke. Für seine Arbeit wurde er mit mehreren Literaturpreisen und Stipendien ausgezeichnet, zuletzt mit dem Burgdorfer Krimipreis 2014, dem Crime Cologne Award 2015 und dem Friedrich Glauser Preis 2017.
Bekannt wurde Aichner insbesondere durch seine Totenfrau Trilogie.
"Der Fund" ist im typischen Aichner Sprachstil geschrieben. Sehr direkt, aufs wesentliche reduziert. Keine Sprachsätze in Anführungs- und Schlusszeichen. Die Wörter kommen stakkato mässig, die Sätze sind atemlosen kurz. Unumstritten ist dies nicht. Nicht allen gefällt dies.
Wie der Name des Buchs sagt, geht es darin um einen Fund. Die schicksalsgeplagte Verkäuferin Rita Dalek findet in einer Bananenlieferung 12Kg erstklassiges Kokain. Hin- und Hergerissen, ob sie damit zur Polizei soll, oder nicht, entscheidet sie sich diesen Fund für sich zu behalten. Endlich könnte sie mal glücklich sein. Sie schleicht sich mit dem Kokain beim Millionär Bachmair ein, bei welchem sie putzen geht. Er hat sicher Beziehungen, kann das Koks unter die Leute bringen, ist ihr Gedanke. Mithilfe bekommt Rita von ihrer schwerkranken Nachbarin Gerda und deren Tochter Agnes. So einfach ist es dann nicht, und Besitzer des Koks wollen ihre Ware zurück. Zunehmend kommt Rita unter Druck. Sie muss einen Ausweg finden.
Die Idee und Aufbau des Romans ist anders als bei Aichner üblich. So wechseln im "Der Fund" Erzählelemente mit Interview beziehungsweise Verhörartigen Passagen ab. Dabei bezieht sich die Erzählpassage jeweils auf den Verhörteil. Dieses Wechselspiel treibt die Geschichte stark voran. Auch wenn Ritas Ausweg etwas vorhersehbar ist, so bleibt der Roman bis zum Ende hin spannend. Dann wird auch endlich klar wer der ominöse Interviewer ist.
Trotz der kurzen Sätze und des prägnanten Stils leidet die Figurenzeichnung nicht. Das Rita den Fund behält ist nachvollziehbar. Auch Gerda, ihre schwerkranke Nachbarin, blüht nochmals auf, darf noch etwas erleben. Diese Figuren sind sehr sorgfältig gezeichnet und geben dem Roman eine gewisse Tiefe. Etwas klischeehaft fällt dagegen der Millionär Bachmaier aus.
Aichner schafft es immer wieder aus unscheinbaren Menschen Helden zu machen. So wachst Rita, wie einst schon "Totenfrau" Blum, über sich selbst hinaus, auch wenn sie dabei sterben muss.
Mit Dunkelkammer startet Bernhard Aichner eine neue Krimi-Serie. Wir sind sehr gespannt und freuen uns darauf.
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Bücherliste
Autor | Buch |
Bernhard Aichner |
Totenfrau Blum ist Bestatterin. Sie ist liebevolle Mutter zweier Kinder, sie besticht durch ihr großes Herz, ihren schwarzen Humor und ihre Coolness. Blum fährt Motorrad, sie trinkt gerne und ist glücklich verheiratet. Blums Leben ist gut. Doch plötzlich gerät dieses Leben durch den Unfalltod ihres Mannes, eines Polizisten, aus den Fugen. Vor ihren Augen wird Mark überfahren. Fahrerflucht. Alles bricht auseinander. Blum trauert, will sich aber mit ihrem Schicksal nicht abfinden. Das Wichtigste in ihrem Leben ist plötzlich nicht mehr da. Ihr Halt, ihr Glück. Durch Zufall findet sie heraus, dass mehr hinter dem Unfall ihres Mannes steckt, dass fünf einflussreiche Menschen seinen Tod wollten. Blum sucht Rache. Was ist passiert? Warum musste Mark sterben? Als sie die Antworten gefunden hat, schlägt sie zu. Erbarmungslos. Warum sie das tut? Warum sie dazu fähig ist? Die Antwort darauf liegt Jahre zurück. |
Bernhard Aichner |
Bösland Sommer 1987. Auf dem Dachboden eines Bauernhauses wird ein Mädchen brutal ermordet. Ein dreizehnjähriger Junge schlägt sieben Mal mit einem Golfschläger auf seine Mitschülerin ein und richtet ein Blutbad an. Dreißig Jahre lang bleibt diese Geschichte im Verborgenen, bis sie plötzlich mit voller Wucht zurückkommt und alles mit sich reißt: Der Junge von damals mordet wieder … |
Bernhard Aichner |
Dunkelkammer Es ist Winter in Innsbruck. Ein Obdachloser rettet sich in eine seit langem leerstehende Wohnung am Waldrand. Im Schlafzimmer findet er eine Leiche, die dort seit zwanzig Jahren unentdeckt geblieben war. Ein gefundenes Fressen für Pressefotograf David Bronski. Gemeinsam mit seiner Journalistenkollegin Svenja Spielmann soll er vom Tatort berichten und die Geschichte der Toten recherchieren. Dass dieser Fall jenseits des Spektakulären aber auch etwas mit ihm zu tun hat, verschweigt er.Seit er denken kann, fotografiert Bronski das Unglück. Richtet seinen Blick auf das Dunkle in der Welt. Dort wo Menschen sterben, taucht er auf. Er hält das Unheil fest, ist fasziniert von der Stille des Todes. Es ist wie eine Sucht. Bronski ist dem Tod näher als allem anderen, er lebt nur noch für seine Arbeit und seine geheime Leidenschaft. |
Auswahl gemeinsame Buchlesung
Autor | Buch |
1. Platz
Bernhard Aichner
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Der Fund Warum musste Rita sterben? Wer hat die Supermarktverkäuferin, die doch nie jemand etwas zuleide getan hat, auf dem Gewissen? Hat die 53-jährige wirklich ihr Todesurteil unterschrieben, als sie eines Tages etwas mit nach Hause genommen hat, was sie besser im Laden gelassen hätte? Offiziell ist der Fall abgeschlossen – aber da ist einer, der nicht aufgibt. Ein Polizist, der scheinbar wie besessen Fragen stellt – und Ritas Tod bis zum Ende nicht akzeptieren will… |
2.Platz
Oyinkan Braithwaite
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Meine Schwester die Serienmörderin Zwei Schwestern, die unterschiedlicher nicht sein könnten: Ayoola ist das Lieblingskind, unglaublich schön -- und sie hat die Angewohnheit, ihre Männer umzubringen. Korede ist eher praktisch veranlagt und dafür zuständig hinter ihrer Schwester aufzuräumen: die Krankenschwester kennt die besten Tricks, um Blut zu entfernen, und ihr Kofferraum ist groß genug für eine Leiche. Dann verknallt sich natürlich auch Tade, der hübsche Arzt aus dem Krankenhaus, in Ayoola, der doch eigentlich für Korede bestimmt ist. Jetzt muss die sich fragen, wie gefährlich ihr Schwester wirklich ist -- und wen sie hier eigentlich vor wem beschützt. Dieser euphorisch gefeierte Roman aus Nigeria ist so beiläufig feministisch wie abgründig, er ist ""fiebrig heiß"" (Paula Hawkins) und verdammt cool zugleich. |
3.Platz
Gabriel Anwander
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Schrattenfluh Trockener Humor, bissige Dialoge, großartiges Gespür für Land und Leute. Sattgrüne Hügel, weite Wälder, kühle Tobel, naturverbundene Menschen und reines Quellwasser: Das Emmental ist Idylle pur. Bis ein Tierarzt und eine junge Frau ermordet werden. Wie hängen die beiden Fälle zusammen? Privatdetektiv Alexander Bergmann nimmt die Spur auf – und stösst auf einen perfiden Plan, der die gesamte Region in eine Katastrophe stürzen könnte .. |
4.Platz
Bruno Heini
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Engelsknochen Kaufhausdetektivin Palmer ist in großer Sorge. Niki, die Sängerin ihrer früheren Rockband, ist spurlos verschwunden. Palmer zweifelt keinen Moment, dass Niki Schlimmes widerfahren ist. Ihre Schuldgefühle treiben Palmers Ermittlungen unerbittlich an, bis sie selbst ins Visier der Polizei gerät. Als Palmer einer Gewalttat auf die Spur kommt, bestätigt sich ihr Verdacht auf grausame Weise. Sie kommt der Wahrheit gefährlich nahe und gerät in eine tödliche Falle. Mit allen Mitteln kämpft Palmer um ihr Leben. |