Andrea Camilleri - Das Lächeln der Signorina
Im Januar 2016 haben wir gemeinsam das "Das Lächeln der Signorina" gelesen. Die Meinungen darüber waren geteilt. Die erste Szene, wo Montalbano Livia beim Sprechen im Schlaf zuhört und prompt eifersüchtig wird, weil er vermutet, sie habe einen Liebhaber namens Carlo, ist allen als sehr lustig und gelungen in Erinnerung. In diesem Roman wird nicht, wie üblich, ein Mord aufgeklärt, sondern eine Serie von Diebstählen. Der Kommissar findet schnell heraus, dass diese nach dem gleichen Schema ausgeführt werden. Während der Ermittlungen vermischen sich bei ihm auf gefährliche Weise sein beruflicher Instinkt und seine persönliche Sehnsüchten … Es ist dies der 17. Roman um den Kommissar aus Vigàta. Salvo Montalbano ist 58 Jahre alt und beginnt, sich alt zu fühlen …
Das Cover ist klar ein Verkaufsargument des Verlags und wird dem Cover der italienischen Ausgabe nicht gerecht. Er evoziert "dolce vita", "dolce far niente" usw., also alle übliche Vorurteile der deutschsprachigen Leserschaft Italien gegenüber. Ähnlich ist es mit der Übersetzung des Titels: "Signorina" bedeutet eine junge, nicht verheiratete Frau, während Angelica bei den meisten Italienern (zumindest den Gebildeten, wie Salvo Montalbano einer ist) die Figur aus dem epischen Werk von Ariosto, Orlando furioso, evoziert. Angelica ist dort eine Magierin, welche mit ihrer Schönheit und ihren magischen Kräften den Held verführt und am Ende zum Irrsinn treibt. Gerechterweise muss man sagen, dass auf dem hinteren Cover das mit Angelica und dem Furioso erklärt wird: "Die Signora Cosulich war der Angelica aus dem ORLANDO FURIOSO wie aus dem Gesicht geschnitten. Wie er sie sich in Fleisch und Blut vorgestellt hatte, damals, mit 16 Jahren, als er heimlich die Illustrationen von Gustave Doré betrachtete und sich in Sehnsucht nach ihr verzehrte."
Alles in allem kein üblicher Camilleri-Roman.